Hürli tritt zurück

Zum Abschluss der Fussballsaison in der 5. Liga empfing der FC Davos am vergangenen Samstag im heimischen Stadion Chur 97 zum Prestigeduell. Das Duell der beiden Bündner Metropolen bringt im Normalfall eine hitzige Stimmung schon lange vor der Begegnung in den geilsten Kanton der Welt. Dieses Mal verlor sich das Spiel allerdings etwas in der sportlichen Bedeutungslosigkeit, da Chur schon längst als unangefochtener Meister fest stand und für die Davoser der Aufstieg nicht mehr möglich war. Dennoch wollte sich natürlich keiner der Akteure vom Gegner die Saisonschlussfeier vermiesen lassen.

Brisanz barg die Partie schliesslich doch noch viel mehr als erwartet werden konnte. Grund dafür war die Prominent besetzte Tribüne, die gleich in mehrfacher Hinsicht für Aufsehen sorgte. Zum einen war da die Torhüter-Frage: FCD-Stargoalie Kevin Thammavongsa sorgte zuletzt für Aufregung im Landwassertal, als er bekannt gab, dass er möglicherweise eine militärische Karriere derer als Fussballprofi vorziehen werde und gelb-blau schon bald gegen grün eintauschen werde. Dieses Gerücht wurde nun am Samstag durch die Anwesenheit der ehemaligen FCD-Torhüter Jelle van Waardenburg und Mirco Gut auf den Zuschauerrängen stark befeuert. Klar ist, dass die Schweizerische Eidgenossenschaft tief in die Taschen greifen müsste um den Shootingstar Thammavongsa aus dem laufenden Vertrag herauszukaufen. Für Guy Parmelin bahnt sich wohl die Entscheidung an, ob er sich neue Kampfjets oder Thammavongsa leisten soll.

Die zweite brisante Personalie auf den Tribünen war die Davoser Juniorentrainerlegende Beat Meier. Zwar sprach man beim FCD offiziell von einer erfolgreichen Saison und betonte die Weiterentwicklung der taktischen und spielerischen Qualität im Team, andererseits wurde aber das vor der Saison erklärte Ziel vom direkten Wiederaufstieg nicht erreicht. War also Beat Meier lediglich als Zuschauer anwesend oder wackelt der Trainerstuhl beim FCD nach nur einem Jahr bereits wieder? Auf dem Feld zeigten sich die Spieler von all diesen Gerüchten unbeeindruckt und drückten von Beginn weg auf das Gaspedal. Die Gäste aus Chur agierten angesichts der sportlichen Bedeutungslosigkeit nicht mit der letzten Konsequenz, was dem Heimteam immer wieder Räume eröffnete, welche sie geschickt nutzten. So war es nur logisch, dass der Davoser Torschütze vom Dienst, Corsin Ardüser, seine Farben in der 28. Minute in Führung schoss. Vorausgegangen war dem Tor ein sehenswertes Dribbling von Philippe „Fipu“ Kilchenmann, der seine Gegenspieler locker abschüttelte und überlegt in den Rücken der Abwehr auf Ardüser spielte. Die Führung war allerdings nicht von langer Dauer. Bezeichnend für die Harmlosigkeit der Churer Offensive, fiel der Treffer nach einer Standardsituation, als die Gäste etwas schneller reagierten und den Ball ins Tor arbeiteten. In der Folge hatte der FCD zwar weiterhin mehr vom Spiel, offenbarte jedoch gewisse Schwächen im Abschluss. Gleich mehrere Hochkaräter wurden vergeben, was jedoch nichts daran änderte, dass das 1-1 Schlussresultat gegen die unbesiegten Churer als Erfolg gewertet werden kann.

Nach dem Spiel wurde es dann höchst emotional, als Vereinslegende Andri Hürlemann offiziell verabschiedet wurde. Der in die Jahre gekommene Hürlemann spielte gefühlt seit seiner Geburt in gelb und blau und entschloss sich Gerüchten zufolge dazu, mit dem Fussball aufzuhören um mit Francesco Totti, Philipp Lahm und Xabi Alonso ein neues Business aufzubauen. Feierlich übergab er nach dem Spiel seine Schienbeinschoner an seinen langjährigen Gefährten und Magiepartner Christoph Matthey. Ob im Stadion nun ein Dach gebaut wird, um Hürlemanns Trikot mit der Nummer 23 darunter aufhängen zu können ist derzeit noch unklar.